Firmenhistorie

Die Anfänge der VACUUMSCHMELZE

Dr. Wilhelm Rohn, Leiter des Physikalischen Versuchslabors der W.C. Heraeus GmbH in Hanau, entwickelte 1913 ein Verfahren zum Schmelzen von Metallen im luftleeren Raum, also unter Vakuum. Sein Ziel war es, die auf den Weltmärkten sehr begehrten und entsprechend teuren Edelmetalle wie Platin oder Rhodium  – sie können an der Luft erschmolzen werden – durch billigere Nichtedelmetalle wie Chrom-Nickel-Legierungen zu ersetzen.

Im Jahre 1918 wurde schließlich das „Verfahren zum Vakuumschmelzen und Vergüten von Metallen und Legierungen“ patentiert. Die Gründung einer eigenständigen Firma für die Herstellung vakuumerschmolzener Nichtedelmetalle war nur noch eine Frage der Zeit …

Die Gründung der VACUUMSCHMELZE

Die Geburtsstunde der VACUUMSCHMELZE schlug zehn Jahre nach der bahnbrechenden Idee von Dr. Wilhelm Rohn am 1. Juli 1923. Die W. C. Heraeus GmbH beschloss, ihre Abteilung zur Erschmelzung und Verarbeitung unedler Metalle mit damals 50 Mitarbeitern unter Leitung von Dr. Rohn als eigenständiges Unternehmen aus der Muttergesellschaft auszugliedern. Damit war die die Heraeus-Vacuumschmelze AG geboren.

Entwicklung von MUMETALL

Messung der Wärmeausdehnung an Einschmelzlegierungen

Im Jahr 1927 wurde unter dem Namen MUMETALL die erste weichmagnetische  Nickel-Eisen-Legierung entwickelt.

Diese Legierung zählt noch heute zu den umsatzstärksten Legierungen der VACUUMSCHMELZE. MUMETALL findet seine Anwendung in Bauteilen für die elektrische Nachrichtenübermittlung, den Rundfunkempfang, aber auch für magnetische Abschirmungen, Stromsensoren und Stromwandler. 

 

Erste Auslandsvertretung

Am 1. Oktober 1928 nahm die Firma Leuthold in Spanien als erste ausländische Vertretung der VAC ihren Dienst auf.

Erweiterung der VAC

Um das stark steigende Auftragsvolumen umzusetzen, musste die VACUUMSCHMELZE bereits 1929 expandieren. So entstanden für die Fertigung der Nickel-Eisen-Legierungen neue Fabrikationsräume mit zwei speziellen Hochfrequenz-Schmelzanlagen, eine Streifen-Walzstraße und die dazugehörige Glüherei sowie eine Folien-Walzeinrichtung.

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland Ende der zwanziger Jahre wurde weiter geforscht und entwickelt. 1930 besaß das Unternehmen bereits 84 Patente für Deutschland sowie 101 ausländische Schutzrechte.

Entwicklung von NIVAROX

Auch die Ära von NIVAROX, einer aushärtbaren Eisen-Chrom-Nickel-Beryllium-Legierung, begann 1930. In einer weiterentwickelten Form wird NIVAROX heute noch in mechanischen Uhren verwendet.

Neuer Eigentümer

Im November 1933 übernahm die Siemens & Halske AG die Mehrheit von 81,5 Prozent der Aktien der VACUUMSCHMELZE.

Ausbau der Fertigungskapazitäten

Die wiederanspringende Konjunktur führte dazu, dass die Fertigungskapazitäten in den Jahren 1937 und 1939 weiter ausgebaut wurden. Somit umfasste das Werk mit seinen rund 550 Mitarbeitern im Jahr 1939 eine Gesamtfläche von insgesamt 17.000 Quadratmetern.

Ende einer Ära

Am 5. Oktober 1943 kommt der Firmengründer Dr. Rohn während einer Dienstreise bei einem Flugzeugabsturz in Italien ums Leben. Sein Nachfolger wird Dr. Hessenbruch.

Wiederaufbau nach Kriegsende

Zum Ende des Krieges war das Werk größtenteils zerstört - jedoch nicht der Wille von Firmenleitung und Belegschaft. Alle packten mit an und so konnten nur acht Wochen nach Kriegsende ein Hochfrequenz-Schmelzofen und ein kleines Heißwalzwerk in Betrieb genommen werden.

Entwicklung der Eisen-Nickel-Legierung ULTRAPERM

Neue weichmagnetische Legierungen mit extrem hoher Permeabilität, genannt ULTRAPERM, brachten nach dem Jahr 1948 den großen Durchbruch für das Unternehmen. Die weichmagnetischen Spezialwerkstoffe zählten zu den wesentlichen Bestandteilen vieler Geräte der modernen Elektrotechnik und Elektronik. Die ULTRAPERM-Reihe wurde ständig fort- und weiterentwickelt: ULTRAPERM 10, 200, 250 und 91 R finden sich in Summenstromwandlern und Relaisteilen für FI-Schalter mit hoher Ansprechempfindlichkeit, in Sensoren, Übertragern, Drosseln, magnetischen Abschirmungen, Statorblechen für Schrittschaltmotoren in Quarzuhren sowie Summenstromwandlern für pulssensitive FI-Schalter.

Übernahme Dauermagnetfertigung

Die Auswirkungen des Wirtschaftswunders machten sich auch bei der VAC bemerkbar. 1950 übernahm die VAC in Berlin eine Fertigungsstätte für Dauermagnetwerkstoffe von der damaligen Muttergesellschaft Siemens & Halske AG. Durch den Erfolg dieser neuen Produktgruppe konnte der Gesamtumsatz des Unternehmens innerhalb eines Jahres von rund sechs auf 11 Millionen DM fast verdoppelt werden.

Die Entwicklung von Schnittbandkernen

Darüber hinaus kamen Anfang der 50er Jahre neue Kernformen für die Elektroindustrie auf den Markt, die so genannten Schnittbandkerne. Bereits 1954 gelang es unseren Forschern, Schnittbandkerne auch aus hochpermeablen Werkstoffen zu entwickeln und herzustellen.

So traten erstmals neue Techniken wie das Kunststoff-Imprägnieren beziehungsweise das Kunststoff-Verkleben und das Feinstschleifen zum Vermeiden von Luftspalten auf. Diese Verfahren bildeten die Grundlage für weiterführende Entwicklungen. Die wichtigsten Anwendungsgebiete dieser Materialien waren vor allem Messwandler für die Elektroindustrie und Kleinsttransformatoren.

Federlegierungen

Von großer Bedeutung war Mitte der 50er Jahre jedoch auch die Produktion von speziellen Werkstoffen für die Uhrenindustrie. Es wurden verschiedene Federn für mechanische Uhren produziert, die deutlich robuster und korrosionsbeständiger waren als die bis dahin verwendeten Stahlfedern. Durch die hohe Qualität dieser Produkte lieferten wir in dieser Zeit Werkstoffe für mehr als 20 Millionen Uhren pro Jahr aus.

ULTRAPERM für Fehlerstromschutzschalter

Neben Schnittbandkernen und Federwerkstoffen begann 1958 die Entwicklung von weichmagnetischen Werkstoffen mit rechteckiger Hystereseschleife. Das Ergebnis dieser Bemühungen war ULTRAPERM Z. Ringbandkerne aus ULTRAPERM wurden hauptsächlich für Fehlerstromschutzschalter und Audioüberträger verwendet.

Modernisierung und Ausbau

Neue Produkte und die gute Auftragslage ließen nicht nur die Zahl der Belegschaft ansteigen. Auch die Erhöhung und Modernisierung der Produktionskapazitäten wurde vorangetrieben. So wurde Mitte der 50er Jahre ein neues Sechs-Rollen-Walzwerk für Breitbänder in Betrieb genommen, eine Entkalkungsanlage, ein neues Verwaltungsgebäude und eine Fabrikhalle für die Kernfertigung sowie eine eigene Werksküche gebaut.

Kernbleche und Blechpakete

Zu Beginn dieses Jahrzehnts wurden Kernbleche und geklebte Blechpakete für Bauteile in der Elektroindustrie mit großem Erfolg auf dem Weltmarkt eingeführt.

Induktive Bauelemente

Ab 1962 wurde durch die Entwicklung induktiver Bauelemente wie Transformatoren, Drosseln und Übertragern das Produktspektrum der VACUUMSCHMELZE erweitert. Dies war ein wichtiger Schritt in der Weiterveredelung der VAC-Produkte (Vorwärtsintegration) – vom Band über den Kern zum induktiven Bauelement.

Supraleiter

Ein zukunftsweisendes Material Ende der 60er Jahren waren die Supraleiter. Es handelt sich dabei um verschiedene Legierungen, die keinen elektrischen Widerstand mehr zeigen, wenn man sie unterhalb einer bestimmten Temperatur abkühlt. Die Vorteile dieser supraleitenden Materialien sind ein widerstandsloser und umfangreicher Stromtransport, da kein Wärmeverlust mehr auftritt. Vor allem Niob-Zinn-, Niob-Zirkon- und Niob-Titan-Verbindungen waren hier interessant. Supraleiter wurden zu dieser Zeit vor allem zum Bau von Elektromagneten verwendet. Noch heute werden supraleitende Stromkabel in der Medizintechnik bei Kernspintomographen eingesetzt, um hohe Magnetfelder zu erzeugen.

Die VAC erhielt 1969 den ersten Großauftrag über 56 Tonnen eines Hochfeldsupraleiters. Dieser wurde innerhalb eines Experiments zum Nachweis von Kernreaktionen bei der Europäischen Organisation für Kernforschung CERN in Genf eingesetzt. Im Zuge der Konzentration auf die Kernkompetenz (Magnetismus) der VACUUMSCHMELZE wurde die Supraleiterfertigung 2003 an die Firma Bruker verkauft.

Erste Schritte ins außereuropäische Ausland

Mit den 70er-Jahren kam die große Internationalisierung langsam in Schwung. Die VACUUMSCHMELZE eröffnete Verkaufsbüros in Staaten wie China, Indien, Japan, Korea und Pakistan, aber auch in Australien, Südafrika und den Vereinigten Staaten von Amerika.

VACOMAX wird entwickelt

1973 nahm die VACUUMSCHMELZE die Entwicklungs- und Fertigungsarbeiten an den Dauermagnetlegierungen auf Basis von seltenen Erden (Samarium) und Kobalt auf.

Die Produktgruppe namens VACOMAX mit ihren speziellen magnetischen Eigenschaften ermöglichte ein bis heute immer umfangreicheres Anwendungsspektrum von der Automobilindustrie (Motoren und Generatoren) über die Medizintechnik und Sensoren bis hin zu Schalter- und Relaisserien sowie Messinstrumenten für die Elektrotechnik.

Rasch erstarrt: VITROVAC

Weiterhin begannen in den 70er-Jahren die Entwicklungsarbeiten an weiteren wegweisenden Werkstoffen: 1977 wurden mit der Entwicklung amorpher Metalle begonnen. Die Legierungen dieser Gruppe sind amorph, das bedeutet, sie besitzen keine kristalline Struktur. Das nicht-kristalline Gefüge wird dadurch erreicht, dass der schmelzflüssige Zustand der Legierung durch sehr schnelles Abkühlen (1 Million Grad pro Sekunde) sozusagen „eingefroren“ wird. 

Unter dem Markennamen VITROVAC sollte sich dieser weichmagnetische Werkstoff in den folgenden Jahren zu einer sehr wichtigen Produktgruppe entwickeln.

Großauftrag im Forschungsbereich

Die 80er-Jahre begannen mit einem Großauftrag von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Berlin. Die VAC erhielt den Zuschlag für den Aufbau einer magnetischen Abschirmkammer zur Durchführung von Herz- und Gehirnuntersuchungen mit neuartigen hochempfindlichen magnetischen Messgeräten.

Die VAC vergrößert sich national und international

Ebenfalls Anfang der 80er-Jahre gründete die VAC ihr erstes Verkaufsbüro jenseits des Atlantiks, zunächst in Iselin im Bundesstaat New Jersey. Heute befindet sich die Sales Force in Elizabethtown in Kentucky.

Werksgelände III wird gebaut

Die VACUUMSCHMELZE wuchs jedoch nicht nur international, sondern auch im Inland. Das heutige Werksgelände III im Hanauer Hafen wurde 1981 erschlossen. Das 32.000 Quadratmeter große Gelände ist die Fertigungsstätte der rascherstarrten Werkstoffe.

Mini-Magnete: VACODYM

Mitte der 80er-Jahre wurde eine neue Generation von Dauermagneten auf der Basis von Neodym-Eisen-Bor (die VACODYM-Reihe) auf den Markt gebracht. Die Energiedichte dieser Dauermagneten war deutlich erhöht und führte dazu, dass ihr Volumen erheblich verkleinert war und somit ein Einsatz in Miniatur-Bauteilen möglich war. Die VACODYM-Reihe wird bis heute in einer Vielzahl von Gebieten eingesetzt, zum Beispiel in Motoren für Bahn- und Schiffsantriebe oder Wind- und Wasserkraft-Generatoren, für die Automobiltechnik in Elektro- und Hybridfahrzeugen sowie in der Automatisierungstechnik bei Magnetkupplungen.

Elektronische Warensicherung

Seit Mitte der 90er-Jahre ist die VACUUMSCHMLEZE bei der Entwicklung von Werkstoffen für die elektronische Warensicherung führend. Wir entwickeln und fertigen Metallbänder mit hochgezüchteten Eigenschaften für Sensoren und Deaktivierungsstreifen, die an Etikettenhersteller geliefert werden.

Die nanokristalline Legierung VITROPERM

Eine neue Magnetlegierung der 90er-Jahre war das nanokristalline VITROPERM. Hierbei handelte es sich um einen Werkstoff auf Basis von Eisen, Silizium und Bor mit Zusätzen von Niob und Kupfer.

Aus dieser Legierung werden mit der Rascherstarrungstechnologie dünne Bänder hergestellt und anschließend zu Ringbandkernen weiterverarbeitet. Wichtige Anwendungsgebiete dieser Kerne sind Fehlerstromschutzschalter, Schaltnetzteile, Solarwechselrichter, Frequenzumrichter, Schweißgeräte, Windgeneratoren, Induktionskochfelder, Automobilanwendungen und Geräte zur unterbrechungsfreien Stromversorgung.

Neue Standorte in Asien und Osteuropa

Seit Mitte der 90er ist die VACUUMSCHMELZE durch eigene Gesellschaften in Malaysia und China vertreten. Dort werden beispielsweise induktive Bauelemente und Kerne für alle Anwendungsbereiche produziert.

In der Slowakei wurde 1997 ein Tochterunternehmen gegründet, in dem Kerne und Bauelemente, Teile und Blechpakete sowie Magnete und Magnetsysteme hergestellt werden.

Neuer Eigentümer der VAC

Nach über 65 Jahren Zugehörigkeit zum Siemens Konzern wurde die VACUUMSCHMELZE zum Jahreswechsel an die britische  Morgen Crucible Company verkauft. Seit dem Verkauf an Morgen Crucible gehörte die VACUUMSCHMELZE zu verschiedenen Private Equity Unternehmen.

Gründung der VAC China

Ende Januar 2001 erhielt die VACUUMSCHMELZE von den chinesischen Behörden die Genehmigung, die VAC China Magnetics in Shenyang zu gründen.

Übernahme von NEOREM MAGNETS OY in Finnland

Für weiteres Wachstum auf dem Gebiet der Dauermagnete sorgte die Akquisition des finnischen Magnetherstellers Neorem im Jahr 2007.

Übernahme der VAC durch die OM Group

2011 wurde die VAC von der OM Group Inc. aus dem US-Bundesstaat Ohio übernommen.

Seit der Übernahme der OM Group durch Apollo Global Management LLC gehört die VACUUMSCHMELZE zur Apollo Group.

 

Neue Legierung VACODUR 49

Stanzpaketiertes Blechpaket und Einzellamellen aus CoFe

Die VACUUMSCHMELZE stellte 2012 eine neue Legierung für Hochleistungsmotoren und –generatoren vor. VACODUR 49 zeichnet sich durch ein hohes Sättigungsniveau aus und eignet sich vor allem für Stator-Rotorblechpakete.

CALORIVAC

Magnetokalorisches Material - CALORIVAC

Seit 2015  gehört die Legierungsfamilie CALORIVAC zum Produktportfolio der VAC. Diese Legierung gehört zur  Gruppe der Übergangsmetall-Legierungen mit Seltenen Erden und wird zum Bau von umweltfreundlichen und stromsparenden Kühlgeräten und Wärmepumpen verwendet. Diese Aggregate zeichnen sich dadurch aus, dass sie ohne gasförmige Kältemittel auskommen.

benvac allstromsensitiver Differenzstromsensor

Gemeinsam mit der Firma Bender wurde ein allstromsensitiver Differenzstromsensor für die Fehlerstromüberwachung von Ladestationen und Ladekabeln entwickelt. Dieser Stromsensor leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Menschen vor Fehlerströmen, indem er im Fehlerfall die Ladeeinrichtung abschaltet. Für diesen Sensor wurde die VAC 2015 mit dem Bayrischen Staatspreis für Elektromobilität ausgezeichnet.